Teófilo Stevenson

Das Fernsehen bestimmt oft, wie wir die Welt wahrnehmen – und wird daher auch immer wieder dazu missbraucht, uns zu manipulieren.

Boxen im Westen – Boxen im Osten

Das betraf in meiner Jugend sogar den Boxsport:
Im “Westfernsehen” zeigte man mitten in der Nacht die großen Ereignisse des Profiboxsports, während uns die großartigen “Amateure” der kommunistischen Regime weitgehend unbekannt blieben.
Im Osten war es genau umgekehrt. Dort kannten nur eingefleischte Boxfans die westlichen Profistars, während die großen (Staats-)”Amateure” des Ostblocks und Kubas verehrt wurden.

So nahm ich die Weltklasse der kubanischen Faustkämpfer auch erst nach und nach in ihrer Bedeutung wahr.

Meine Begegnung mit Peter

Es begann mit einem Länderkampf in Lübeck. Als Jugendlicher war ich als Kartenabreißer an einem Nebeneingang der Hansehalle eingesetzt, als ich den Eindruck bekam, die Sonne habe sich plötzlich verdunkelt!
Denn vor mir stand ein gewaltiger Kerl, etwa zwei Meter groß und breit wie ein Schrank. Als ich nach oben schaute, erkannte ich, dass es sich um Peter Hussing (* 1948 +2012) handelte, der die Deutsche Nationalmannschaft im Schwergewicht vertrat.
Was für ein starker Boxer, dachte ich! Wer soll den besiegen?

Und tatsächlich! Die Karriere von Peter war beeindruckend:

  • 16 mal wurde er Deutscher Meister (von 1969-83 in Folge und 1985)
  • 1982 wurde er Weltmeister
  • 1979 Europameister
  • … und 1972 sah ich ihn im Fernsehen bei den Olympischen Spielen in München

Für mich stand fest. Das wird unser deutscher Olympiasieger im Boxen!

Es kam anders. Im Halbfinale traf Peter auf Teófilo Stevenson (*1952 +2012)!
Während die erste Runde noch recht ausgeglichen schien, startete Teófilo in Runde 2 sofort durch und der Kampf endete unerwartet schnell durch K.o., nachdem Peter vorher schon zweimal angezählt werden musste. Hier gibt es den Kampf zu sehen.

Teófilo Stevenson, Nationalheld Kubas

Was war das für ein Boxer!

Er wurde Olympiasieger und alle seine Gegner sahen nach ihren Niederlagen ein wenig wie zerknautschte Fußbälle aus, denen die Luft ausgegangen war.

Im Laufe seiner weiteren Karriere wurde er insgesamt drei Mal Goldmedaillengewinner bei Olympischen Spielen (1972, 76 und 80) und drei Mal Weltmeister (1974, 78, 86).

Niemals für Geld

Man bot ihm Millionen Dollar für Kämpfe gegen die Profiweltmeister Ali, Frazier und Holmes. Aber Teófilo blieb der kubanischen Revolution treu und boxte niemals für Geld.
Fidel Castro behandelte ihn wie seinen Sohn. Und Teófilo meinte zu den Angeboten der US-Boxmanager:

“Ich werde keine fünf Millionen Dollar gegen die Liebe von acht Millionen Kubanern tauschen.”

Einen ausführlichen Bericht über Teófilo (anlässlich seines Sterbefalles) gibt es hier. Von dieser Webseite habe ich auch das Foto von ihm kopiert.


Ein großer Champion. Einen zweiten kubanischen Nationalhelden, den Félix, habe ich dann sogar live erlebt.

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